Impfschäden und schwere Nebenwirkungen durch eine Corona-Impfung sind in Österreich noch stärker ein Tabuthema als in anderen Ländern. Der Autor hat mit Betroffenen gesprochen und erzählt hier ihre Geschichte.
Während in Deutschland zwar langsam, aber doch die Thematik von Impfschäden und Post-Vac-Syndrom1 durch eine Corona-Impfung sogar in öffentlich-rechtlichen Medien aufgegriffen wird2, so herrscht in Österreichs Medienlandschaft – abseits von alternativen oder privaten Medien –völliges Schweigen.
Dabei haben es Menschen, die von einem solchen Impfschaden betroffen sind, besonders schwer: Sie haben oft monatelange und kostspielige Krankenhaus- und Ärzte-Marathons hinter sich, ehe sie vor einer Diagnose durch einen Arzt stehen, der ihnen tatsächlich zuhört oder Glauben schenkt. Finanzielle Unterstützung fehlt genauso wie emotionale aus dem Freundeskreis, insbesondere das Unverständnis vonseiten der Ärzte führt jedoch bei Betroffenen zu Frustration und nicht selten zu völligemVertrauensverlust gegenüber dem Medizinsystem. Oftmals werden Betroffene als „Psycherl“ abgestempelt, die sich alles nur ausdenken, Impfschäden kann es, nein, darf es nicht geben. Durch diese respektlosen Behandlungen geht es den Betroffenen abseits der körperlichen Beschwerden meist noch schlechter.
Barbara K., 37 und ihr Sohn Raphael, 19, sind solche Betroffenen.
Beide wurden 2021 im Frühjahr das erste Mal geimpft. Barbara, eine durchsetzungsfähige Frau und alleinerziehende Mutter,reagierte schon auf die erste Impfung heftig: Kribbeln am ganzen Körper, Müdigkeit, Verwirrtheit und Kopfweh. Eine halbseitige Lähmung kam dazu, die jedoch wieder verschwand. Diese Reaktionen meldete sie der AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit in Österreich). Schließlich beruhigten sich die Symptome und sie konnte wieder arbeiten gehen.
Trotz der Nebenwirkungsmeldung wurde Barbara K. dann ein paar Wochen später ein zweites Mal geimpft. Die Impfärzte hatten diesbezüglich keine Bedenken. „Die Ärzte haben damals einfach wild drauf losgeimpft“, kritisiert Frau K. in der Rückschau.
Nach dieser zweiten Impfung trat binnen kürzester Zeit eine allergische Reaktion mit Juckreiz und Ausschlag am ganzen Körper auf. Frau K. musste mit der Rettung ins Krankenhaus gebracht werden, wurde mit Cortison und Antihistaminika behandelt. Dann wurde sie krankgeschrieben, konnte jedoch nach einiger Zeit wieder arbeiten.
Ein Kontakt bei der AGES, dem sie den Fall ebenfalls meldete, sagte ihr, sie solle sich unbedingt auf Allergien gegen Bestandteile der Covid-Impfungen testen lassen. Bei der Testung kam schließlich heraus, dass Frau K. auf Polyethylenglycol allergisch reagiert. In den mRNA-Impfstoffen von Biontech-Pfizer ist ebensolches Polyethylenglycol in Form von Lipidnanopartikeln enthalten, allergische Reaktionen darauf nach einer Covid-Impfung sind schon längere Zeit bekannt.3 Dies bedeutete: sollte sich Frau K. noch ein drittes Mal gegen Corona impfen lassen (was vom Arbeitgeber forciert wurde) sollte sie lieber nicht den Pfizer-Impfstoff erhalten. Der Impfarzt, der über all diese Vorkommnisse informiert wurde, sah bei der dritten Impfung jedoch keine Indikation einen anderen Impfstoff zu nehmen. Trotz der anaphylaktischen Reaktion wurde Barbara K. im Dezember 2021 erneut mit Biontech geimpft. Die Folge waren Herzrasen, Schilddrüsenprobleme, Muskelzuckungen, Tremor. Barbara K. entwickelte eine thrombotisch-thrombozytopenische Purpura (TTP), eine schwere Erkrankung, bei welcher sich im ganzen Körper kleine Blutgerinnsel entwickeln. Durch Akupunktur und verschiedene andere Behandlungsmethoden konnte Frau K. immerhin ca. 70% der Krankheitssymptome in den Griff bekommen, dies war jedoch eine Odyssee durch Krankenhäuser und Arztpraxen. Diese medizinische Irrfahrt war nur vom bürokratischen Aufwand getoppt, den K. aufbringen musste, um eine allgemeine Impfbefreiung zu erhalten. Denn jede Institution an die sie sich wendete, um vor ihrem Arbeitgeber impfbefreit zu werden (schließlich drohten damals noch Strafen durch die Impfplicht), verwies sie an eine andere Stelle. Die Krankenkasse, das Gesundheitsministerium, Elga und ähnliche Stellen schanzten sich gegenseitig die Zuständigkeiten zu bis Barbara K. nach langem Ringen endlich eine solche Befreiung erhielt.
Währenddessen hatte auch Barbara K.s Sohn Raphael mit massiven Nebenwirkungen zu kämpfen. Gleich nach seiner ersten Impfung kippte der Schüler in der Impfstraße um, hatte anschließend Herzrasen mit Pulswerten von bis zu 190. Bei ihm wurde schließlich ein posturales Tachykardiesyndrom (PTS) bestätigt, ebenso wie positive Autoantikörper. Bei Letzteren handelt es sich um (vermutlich durch die Impfung) gebildete Antikörper, die sich ähnlich wie eine Autoimmunerkrankung gegen den eigenen Körper richten. Positive Autoantikörper sind typisch für das Post-Vac-Syndrom nach einer Corona-Impfung, welches bei Raphael schließlich auch diagnostiziert wurde. Raphael, der früher regelmäßig Vereinssport betrieb, kann nun keine schnellen Schritte mehr tun. Er erzählt im Gespräch, dass sich einige Freunde von ihm abgewendet hätten und meinten, er wolle nur Geld vom Staat haben. Das Impfen sei auch in der Schule großes Thema gewesen, von Lehrerseite wurde mehrfach betont, dass man mit der Corona-Impfung die Großeltern schützen würde. Die ungeimpften Schülerinnen und Schüler seien, so Raphael, in der Schule regelmäßig schikaniert worden, er selbst hat schon damals, als der Druck noch stark war, gefunden, dass der Impfstatus Privatsache sei und andere Menschen nichts anginge.
Während einzelne Ärzte und Krankenstationen zwar bemüht waren, so sagt Raphael dennoch, dass er jegliches Vertrauen gegenüber Ärzten verloren hat, denn die meisten haben ihm nicht zugehört, haben keine Empathie gezeigt. Als der junge Mann mit 50 Arztbefunden aufgrund seiner Krankheitssymptome vor der Hausärztin saß, fragte diese ihn etwa, was er denn für eine Einstellung zum Impfen gehabt hatte, ganz so, als kämen seine Herzprobleme von einer negativen Einstellung.
„Ich wünsche mir, dass die Ärzte einem zuhören und nicht so voreingenommen sind, eh schon glauben zu wissen, was los ist“, sagt der 19-jährige.
Mittlerweile sind Frau K. und ihr Sohn in breiten Austausch mit anderen Betroffenen und empfehlen jedem, der ähnliches erfahren hat, sich zu vernetzen, sich nicht unterkriegen zu lassen und vor allem eines zu tun: Über all das zu reden. Denn so kann man auch Frust abbauen und neue Perspektiven bekommen. Allmählich werden die Ärzte auch offener, meint Frau K. und hofft, dass mit Ende aller Corona-Maßnahmen im Juni auch die öffentliche Debatte eine andere wird.
Bemerkenswert ist, dass Frau K. und ihr Sohn die Spaltung der Gesellschaft und die Ideologisierung der Impfung sowie die Ausgrenzung Ungeimpfter ebenso thematisieren wie ihre eigene Leidens- und Krankengeschichte. „Ich bin eine Gerechtigkeitsverfechterin“, sagt Barbara K. im Gespräch.Raphael wünscht sich, dass er bald wieder auf den Fußballplatz gehen kann und sich sein Leben normalisiert. Er wünscht sich aber ebenso, dass es es auch anderen Betroffenen wieder besser geht und dass die Menschen versuchen einander ohne Voreingenommenheit zuzuhören.
Dieser Artikel erschien in der Ausgabe Nr. 6 des Stichpunkt Magazins
- Der Begriff ist nicht genau definiert, umfasst aber eine Summe an schweren Nebenwirkungen nach einer Impfung.[↩]
- In Deutschland befasste sich sehr früh der MDR (Mitteldeutsche Rundfunk) mit der Thematik. Mittlerweile gibt es dutzende Berichte von Arte, rbb, BR und sogar vom ZDF und Spiegel, also Medien, die sehr lange die Thematik ignorierten, obwohl sie in alternativen Medien bereits breit besprochen wurde.[↩]
- Vgl. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8685412/ , abgerufen am 06.04.2023. [↩]
Über den Autor
Jan David Zimmermann ist Schriftsteller, Journalist und Wissenschaftsforscher. Seine Essays und Beiträge erscheinen unter anderem in der Berliner Zeitung, Cicero, oder dem Stichpunkt Magazin.